Im August 2010 führte uns eine weitere Reise nach Borisovitschi. Ziel war es, die für die Bewohner kaum brauchbare Gartenanlage festzuhalten, um eine einfache aber begehbare Umgebung zu planen. Iris Salathé, Landschaftsarchitektin, hat uns begleitet.
Die Bewohner des Altersheims haben den langen und kalten Winter dank den gut isolierenden Fenstern in einem angenehmen Umfeld verbringen können. Der Frühling bewegt die Leute, sich wieder vermehrt im Freien aufzuhalten. Der ehemalige Pausenhof soll deshalb umgestaltet werden, damit ihn die alten Menschen besser nutzen können. Wir haben Ivan den Auftrag gegeben, alles, was es für das Bewirtschaften eines Gemüsegartens braucht, zu besorgen. Die Bewohner, die ihr ganzes Leben immer Selbstversorger waren, haben schon begonnen, Kartoffeln, Tomaten und weiteres Gemüse anzupflanzen. Auch einige Beeren werden sie in diesem Sommer ernten können. Für viele macht der Tagesablauf wieder mehr Sinn. Im Herbst soll in einem weiteren Teil des Geländes ein Obstgarten entstehen.
Es hat sich gezeigt, dass die Badewanne und die Dusche im Altersheim kaum benutzt werden. Einerseits sind diese Einrichtungen bei dieser Generation kaum bekannt, andererseits haben die Senioren Mühe, wieder aus der Badewanne herauszukommen. Die Dusche ist auch sehr unfallträchtig. Die Belarussen haben ihre Körperpflege ein Leben lang mit dem wöchentlichen Saunabad, der Banja, betrieben. Eine Sauna – das ist ein weiteres Projekt, das wir planen. Sobald wir Pläne und eine Kostenorientierung haben werden wir alle zusammen weiter darüber diskutieren. Wir wollen, dass sich auch der Staat daran beteiligt. Er sollte für die gesamte Infrastruktur (Fundament, Wasser und Stromleitungen) aufkommen und für alle Bewilligungen zuständig sein.
Im August 2010 sind wir wieder nach Borisovitschi gefahren, um das Altersheim zu besuchen. Wir waren über den gepflegten, sauberen Zustand des Heims sehr überrascht. In Inna, der Heimleiterin, haben wir eine enorm engagierte Fachperson, die das Altersheim und die Bewohner perfekt betreut. Vom Exekutivkomitee haben wir erfahren, dass im Altersheim auch schon Seminare durchgeführt wurden und dass schon einigen Regierungsvertretern das Haus gezeigt wurde. Es ist ein Vorzeigeprojekt der Stadt Klimovitschi und des Bezirks Mogilev. Diese Tatsache kann für uns nur von Nutzen sein.
In einer offiziellen Werbebroschüre der Stadt Klimovitschi sind das Altersheim und unser Vertrauensmann Ivan als Ehrenbürger erwähnt.
Teilweise Übersetzung:
- Das Altersheim, das den alten Leuten im Dorf Borisovitschi Tag und Nacht Aufenthalt gewährt.
- Ausserdem wurde und wird mit seiner (Ivan Andreevich Borsch-tschov) Hilfe nennenswerte finanzielle Unterstützung für unser Altersheim geleistet. Dieses gewährt jetzt den alten Leuten im Dorf Borisovitschi Tag und Nacht Aufenthalt. Mit Ivan’s Hilfe wurde auch im Dorf Miloslavitschi die Kirche restauriert.
Wir wollen unser Ziel, den Bewohnern eine Sauna zur Verfügung zu stellen, verwirklichen. Unweit des Altersheims haben wir eine sich im Bau befindliche Sauna ansehen können, die etwa der von uns geplanten Grösse entspricht. Die Konstruktion aus Rundholz wird auf einem Fundament erstellt, der Saunaofen wird mit Holz befeuert. Die Gesamtkosten schätzen wir auf ca. 12’000.- Euro.
Der Plan wurde vom Architekturbüro der Stadt Klimovitschi gezeichnet. Ursprünglich war die Sauna viel zu gross dimensioniert. Da höchstens vier betagte Bewohner mit einer Betreuerin die Sauna besuchen, haben wir den Plan „halbiert“ und das Haus auf ca. 50 m² verkleinert. Es enthält einen Umkleide- und Erholungsraum, eine Baderaum, das eigentliche Dampfbad und die Veranda. Unsere Aufgabe war es, den genauen Standort für die Sauna festzulegen.
Um diese Aufgabe zu lösen, konnten wir unser Team mit Iris Salathé verstärken. Iris ist ist Landschaftsarchitektin und Mitglied des Rotary Club Allschwil. Sie ist aber nicht als Vertreterin des RC Allschwil, sondern als Freundin und Unterstützerin der Stiftung „we-help“ mitgekommen. Mit ihrem Fachwissen haben wir den ganzen Garten, über 8’000 m², ausgemessen und den Pflanzenbestand festgehalten. Es existierten keine Pläne! Den Standort der Sauna konnten wir – mit Rücksicht auf den bestehenden Baumbestand und den Sonnenverlauf – bestimmen. Schliesslich sollen die Bewohner den Aufenthalt auf der Veranda geniessen können.
Kaum ist ein Problem gelöst, sieht man schon das nächste. Der Garten der ehemaligen Schule ist zwar riesig, aber für die meist gehbehinderten Bewohner zum grossen Teil nicht zugänglich. Ein fast 1’000 m² grosser Turnplatz mit Kletterstangen nützt ihnen nichts. Die Pavillons, in denen man sitzen und plaudern könnte, sind nur über hohe Schwellen erreichbar. Es fehlen auch Tische, an denen man – in Belarus eine beliebte Freizeitbeschäftigung – Karten spielen könnte.
Ein kleiner Gemüsegarten ist angelegt und bringt Ertrag. Wir konnten uns auch von der guten Qualität der Karotten überzeugen. Leider wurde er ausserhalb des Geländes platziert, weil im „Pausenhof“ keine fruchtbare Gartenerde gefunden werden konnte. Das Geld, um brauchbare Erde anzuschaffen, wir von der Organisation Heim-statt Tschernobyl, einem uns persönlich bekannten und in Deutschland ansässigen, gemeinnützigen Verein, übernommen.